Anbei ein Brief von Herrn Dr. Norbert Schulze Kalthoff, dem Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Münster. Lesenswert und informativ zugleich.
An Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und deren Erziehungsberechtigte
Wenn in den nächsten Tagen nach mehr als fünf Wochen der Schulbetrieb wieder langsam anläuft, stehen alle vor der großen Herausforderung, den Alltag unter den Bedingungen der Coronapandemie gut zu bewältigen. Dabei gilt es, Ängste soweit wie möglich abzubauen und die notwendigen Schutzmaßnahmen sinnvoll umzusetzen.
Schon seit Beginn der Infektionswelle stellen das Bundesministerium für Gesundheit, das Robert-Koch-Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Bundesinstitut für Risiokobewertung Informationsmaterialien zum Umgang mit dem neuen Virus zur Verfügung. Auf der Grundlage dieser Informationen werden im Folgenden die für den Schulalltag wichtigsten Infos und Hygieneregeln erläutert:
Das Coronavirus, das die Erkrankung COVID-19 auslöst, wird durch eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Ein ausreichender Abstand (1,5 Meter) zu anderen Menschen und das Vermeiden von Berührungen (Händeschütteln, Umarmen, Küssen und Fernhalten der Hände vom Gesicht) stellen damit den wichtigsten Schutz dar.
Überall dort, wo der Abstand nicht eingehalten werden kann, ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung zum gegenseitigen Schutz sinnvoll, natürlich auch in der Schule.
Das Coronavirus ist ein behülltes Virus, das von einer Fettschicht (Lipidhülle) umgeben ist. Diese Fettschicht reagiert empfindlich auf fettlösende Substanzen, wie Seife und Spülmittel.
Deshalb ist das regelmäßige und ausreichend lange (mindestens 20 Sekunden) Waschen der Hände mit Wasser und Seife zusätzlich zum oben genannten Abstandhalten die wichtigste Hygieneregel, die von allen in der Schule eingehalten werden soll. Entsprechend werden in den Schulen Seifenspender und Einmalhandtücher an allen Waschbecken zur Verfügung gestellt. Warmes Wasser ist dabei nicht notwendig.
Auch die regelmäßige Hautpflege mit Cremes darf dabei nicht vergessen werden, um den natürlichen Schutzmatel der Haut zu erhalten. Eltern sollten diese Hautpflege der Hände zu Hause mit ihren Kindern gemeinsam durchführen.
Viele fragen sich, ob die Benutzung von Händedesinfektionsmitteln nicht eine zusätzliche Sicherheit bedeuten kann.
Unter Berücksichtigung aller bislang zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Auswertungen sieht die Stadt Münster für den Schulbereich keine Vorteile in der Anwendung von Händedesinfektionsmitteln.
Im Gegenteil bergen sie auch Risiken: Nur eine korrekte und ausreichend lange Anwendung führt zu einer ausreichenden Reduzierung von Bakterien und Viren. Der enthaltene Alkohol trocknet die Haut aus. Von den Produkten selber können gesundheitliche Risiken ausgehen. Der dauerhafte Einsatz von Bioziden fördert zudem eine Resistenzbildung von Mikroorganismen.
Nicht zuletzt sollten die Desinfektionsmittel dort bevorzugt eingesetzt werden, wo sie aus medizinischer Sicht dauerhaft dringend notwendig sind: in der medizinischen Versorgung von Erkrankten in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
Der Eindruck der „schnellen“ Händedesinfektion muss unbedingt vermieden werden. Alle, die sich im Lebensraum Schule aufhalten sollen von Anfang an lernen:
Händewaschen mit Seife, Fernhalten der Hände vom Gesicht und Abstandhalten (Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung) bieten den besten Schutz!
Natürlich gibt es in Schulen Bereiche, wo der Einsatz von Desinfektionsmitteln schon immer notwendig war und weiterhin ist. Dies ist im Reinigungs- und Hygieneplan Ihrer Schule verpflichtend geregelt.
Auch das Tragen von Einweghandschuhen wird kritisch gesehen: Es ersetzt keineswegs das notwendige Händewaschen und kann zu Hautschäden führen. Es ist im medizinischen Bereich notwendig, im Schulalltag aber nicht.
Wir wünschen allen, die bald wieder in der Schule arbeiten und lernen, einen guten und gesunden Start!
Dr. Norbert Schulze Kalthoff
Leiter des Gesundheitsamts Münster